Schon mal darüber nachgedacht, wie Whatsapp oder Paypal zu Quasi-Monopolen geworden sind? Ein Erklärungsversuch.

Zu Zeiten, als man noch “gesimst” hat (Opa erzählt wieder vom Krieg), war man nicht an ein Unternehmen gebunden. Der Short Message Service ist ein dezentrales, föderiertes System. Eine SMS, gesendet von Mobilfunkanbieter A, kann auch mein Freund bei Mobilfunkanbieter B empfangen. Soweit schön. Doch natürlich wollen sich die Anbieter eine goldene Nase daran verdienen, und so kostet eine Nachricht in Deutschland etwa 3 Cent bis 39 Cent. Zum Vergleich: in Frankreich etwa 9 Cent bis 15 Cent, in Österreich netzintern hingegen schon ab 1 Cent (danke, Wikipedia).

Daher ist es verständlich, dass mitteilungsbedürftige Viel-Simser nach Alternativen ausschau halten, zumal der aufkommende Bedarf nach Austausch von Bildern und Videos via MMS noch heftiger “besteuert” wurde. Die steigenden Qualitäts-Anforderungen an Bilder und Videos konnte der MMS-Standard auch nicht mithalten.

Mit dem Aufkommen von brauchbarem, mobilem Internet gab es plötzlich extrem praktische Messenger, ohne “Einzelbesteuerung” von Nachrichten. Natürlich waren kommerzielle Anbieter schneller, ein endbenutzerfreundliches Angebot zu schaffen, als die Open Source-Community mit XMPP/Jabber, Matrix etc. Und so freut sich Whatsapp/Facebook/Meta über seinen Walled Garden, in dem sie die halbe Welt eingefangen haben und von denen sie Werbeprofile erstellen können.


Ähnlich läuft es beim Bezahlen im Internet. Das (zunächst gut gedachte) dezentrale SWIFT-System der Banken ist altbacken und schwerfällig. Die alteingesessenen Banken sahen lange Zeit auch keinen Handlungsbedarf ein zeitgemäßes Angebot zu schaffen. Perfekte Voraussetzungen, damit PayPal mit einfacher Integration in den eigenen Webshop und sofortigem Geldtransfer groß werden konnte. Man muss sich auch keine lange IBAN merken, sondern sendet einfach Geld anhand der E-Mail-Adresse. Und jetzt ist der Quasi-Monopolist bereits “too big to fail”. Man kann es sich eigentlich nicht leisten, auf PayPal im eigenen Webshop zu verzichten und muss die entsprechenden Gebühren schlucken.

Die größte Dreistheit beim SWIFT-BIC-System sind ja die Zusatzgebühren einer “Sofortüberweisung”. Für was zur Hölle bezahle ich da? Damit bei Ausführung mein Sparkassenberater direkt mit USB-Stick zur Empfänger-Bank rennt anstatt dass die Diskette regulär auf dem Postweg rausgeht? Meine Güte. Und dann schauen sich Politiker ratlos an und meinen PayPal kaputtregulieren zu müssen.

Nun gibt es 2024 einen neuen Versuch europäischer Banken PayPal Konkurrenz zu machen: Wero. Ob das klappt? Sicher doch! Menschen gewöhnen sich gerne um und werden die Vorteile der Dezentralität sofort erkennen. Leider gibt es (noch) nicht einmal eine API für eine Integration in Online-Shops. Ich tippe auf 2028 zur Einstellung des Systems. Mein Lieblingszitat von der Website ist übrigens: “Send and receive money 24/7 even at night and on weekends.” Oh Wunder der Technologie!

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