Es ist wie ein Unfall, bei dem man nicht wegschauen kann. Wir recherchieren investigativ (= ungefragt) wie es soweit kommen konnte, warum niemand eingriff, und bieten Nutzern anonyme Hilfe an.

Am 27. Juli 1993 veröffentliche Microsoft ein Produkt, welches bis heute die Basis für den Erfolg des Unternehmens bildet: Windows NT 3.1.

Bereits die Namensgebung der Technologie, auf welcher noch heute aktuelle Windows-Systeme basieren, ist genial: die generische Bezeichnung “New Technology” wird nie obsolet. Sie umfasst einen neuen Betriebssystemkernel für die Windows-Systeme, welcher den nicht mehr zeitgemäßen MS-DOS-Unterbau beerben sollte. Für damalige Verhältnisse eine gute technische Entwicklung, die den Weg zur Monopolstellung des Softwarekonzerns legte.

Egal ob lokal oder in einer Domäne: das Betriebssystem vom Marktführer schützt Nutzer bis heute in Windows 11 vor zu langen Hostnamen, die man schnell vergessen könnte.

Der NT-Kernel und die damit verbundenen Entwicklungen wie das NTFS-Dateisystem kamen schließlich bei dem erfolgreichen Windows 2000 und all seinen Nachfolgern (inkl. XP, Vista, 7, 8, 10, 11) zum Einsatz. Das Problem: die Zeit vergeht und mittlerweile ist NT gar nicht mehr so “New” wie der Name glaubhaft machen mag. Derartig große Veränderungen wie der Wechsel des Kernels gab es nicht wieder; die NT-Entwicklungen werden irgendwie immer in die nächste Windows-Version gehievt, ohne alte Zöpfe abzuschneiden. Microsoft kriegt den Legacy in Windows mehr in den Griff.

Hostnamen länger als 15 Zeichen? Möp. Prä-Windows 2000 Benutzer- und Computernamen in einem aktuellen Active Directory pflegen? Ja, gerne doch.


Dass es bei einem weit verbreiteten Betriebssystem durchaus anders geht zeigt Apple mit macOS und iOS. Ich bin gewiss kein Apple-Fanboy, aber sie schaffen es regelmäßig alte Zöpfe abzuschneiden und das System wartbar zu halten. Beispiele gefällig? Rigoroser Abschnitt des Supports für 32bit-Apps sowie die neuen macOS-Systemeinstellungen – vollständig und konsistent (im Vergleich zur Systemsteuerung und Einstellungs-App in Windows 8/10/11).


Es setzt sich fort bei oberflächlichen Dingen wie dem Design. Selbst in Windows 11 finden sich noch immer Dialoge aus Windows 2000, leicht erkennbar an den unterschiedlichen Schriftarten (Microsoft Sans Serif vs. Segoe UI) und natürlich daran, dass sie nicht vergrößerbar sind.

Omnipräsente Empfehlungen in der Taskleiste – nur echt mit haarsträubenden Schreibfehlern!

Und trotzdem setzte sich das System durch, weil die grafische Oberfläche damals zugegebenermaßen tatsächlich eine gute Option war. Linux war leider erst zu spät endbenutzerfreundlich. Und nun haben wir den Salat und müssen und mit dem gefrickelten Haufen aus Redmond zurecht kommen. Als Quasi-Standard wird der Einsatz auch kaum noch hinterfragt.

Aber lassen wir die Oberflächlichkeiten mal kurz beiseite. Wer ein wirklich sicheres System haben möchte, muss professionelle Software einsetzen. Das kann nur Microsoft bieten, denn bei Open Source-Produkten kann ja jeder einfach so reinschauen und prüfen, wie die Software arbeitet – total unsicher! Der Quelltext muss geheim und unzugänglich sein, vertrauen Sie Microsoft einfach. Security by Obscurity ist seit jeher die unangefochtene Königsklasse der Sicherheitsprinzipien. Außerdem nutzen es doch alle, also kann es doch nicht so schlimm sein?!!

Stellt sich noch die Frage, warum niemand eingreift. Besonders das Handeln öffentlicher Einrichtungen wirft Fragen auf. Laut Direktive 93/36/EWG besteht eine Verpflichtung zur produktneutralen Beschaffung. Doch selbst die EU-Kommission erwägt keine Alternativprodukte in ihren Ausschreibungen. Wenn es von der höchsten Instanz ignoriert wird besteht natürlich nur wenig Anreiz sich als kleine lokale Behörde daran zu halten. Alle kneifen die Augen zu, wenn es um das Microsoft-Monopol geht. Dabei wurde uns erst vor kurzem in der Pandemie die Abhängigkeit von China vor Augen geführt. Beim Thema Computer und Betriebssysteme, welche mittlerweile unseren gesamten Alltag bestimmen, scheint es egal zu sein… bis es dann doch mal kracht, wie in der Corona-Pandemie. Einer gesellschaftliche Debatte entzieht sich das Thema vollständig.

Schreib dich nicht ab. Lern Linux.

Eine Initiative von Open Source-Verfechtern (den Veganern unter den Informatikern).

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