Kopierschutzsysteme sind eine der tollsten Erfindungen überhaupt und beglücken vor allem die ehrlichen Käufer. Die Content-Industrie muss ihre Kunden wahrhaftig lieben. [1]
Es ist erfreulich zu sehen mit welcher Vehemenz absurd komplexe DRM-Systeme entwickelt werden, anstatt auf ein faires Angebot und Preisgestaltung zu setzen. Denn man muss den elendigen Piraten endlich das Handwerk legen, sie stehlen geistiges Eigentum!
Update 30.12.2023: Kopierschutz AACS 2 für Ultra HD Blu-rays ist geknackt. Im Grunde leisten die Hacker hier Arbeit um legale Inhalte für die Konsumenten wieder attraktiver zu machen. Unerhört.
Update 06.12.2023: Sony löscht Serien aus Bibliotheken – über 1000 Serien in den USA betroffen. Ja gut, das kann ja mal passieren. Jeder macht mal Fehler, warum sind die Nutzer denn da gleich so sauer…
Es war ein herber Rückschlag für die Filmindustrie, als das Content Scramble System CSS, der Kopierschutz der DVD, im Jahre 1999 geknackt wurde. Alle PC-Nutzer mit einem DVD-Laufwerk hatten plötzlich die Möglichkeit ihre legal erworbenen Filme einfach so abzuspielen, zu rippen und auf Mobilgeräte zu übertragen, um sie unterwegs anzusehen, ganz ohne Kontrolle und Restriktionen. Es ist wirklich schlimm was es so für Menschen auf dieser Welt gibt.
Unverständlicher ist nur, warum die Musikindustrie ab 2008 freiwillig auf DRM bei Musik-Downloads verzichtete. Wahrscheinlich war sie in den eigenen Reihen von Piraten durchsetzt. Man kann doch nicht einfach den Leuten die freie Wahl lassen auf welche Endgeräte sie ihre Musik kopieren! Niemand wird mehr Musik von seinem Lieblingskünstler kaufen, das wissen wir ganz sicher. Diese Industrie lebt heute im Jahre 2023 noch immer, aber bald wird sie dadurch komplett ausgerottet werden, macht euch gefasst!
Dabei war die Musikindustrie einmal ein großes Vorbild für die Filminstrustrie. Da gab es sogar Rootkits auf Audio-CDs. Wilde Zeiten damals, stets im Kampf für das Gute.
Klar, für den Nachfolger der DVD hat die Filmindustrie viel gelernt und macht nun alles richtig. Die Buray-Disc zeichnet sich durch einen exzellenten Kopierschutz aus, bei welchem sogar die Firmware des Laufwerks selber involviert ist und bei dem sich die Schlüssel dynamisch durch neue Discs austauschen lassen. Das Laufwerk updatet sich automatisch sobald man eine Disc abspielt. Bravissimo, besser kann man das Klientel gar nicht entmündigen. Es muss wahrhaftig erfüllend sein für die AACS LA zu arbeiten.
Einfach genial wie man endlich ein auf Jahrzehnte sicheres DRM-System geschaffen hat. Die Nutzer werden nun effektiv an der illegalen Verbreitung des Contents gehindert. Kulant: wenn so eine Dumpfbacke die eigens erworbene 3D-4K-HDR-WC-Bluray (für den doppelten Preis einer DVD) auf einem Mobilgerät ohne Laufwerk abspielen will, erlauben wir es ihm, den Film einfach noch einmal bei einem Online-Streaming-Dienst zu kaufen/leihen! Und dann darf er ihn unterwegs über seine mobilen Daten runterlutschen, weil dauerhaft lokal zwischenspeichern wäre sehr gefährlich für uns. Damit kein falscher Eindruck entsteht: diese Praktiken kurbeln keineswegs die illegalen Downloads an, denn die sind schließlich verboten.
Lobend erwähnen muss man auch moderne Streaming-Anbieter, auch sie waren so clever ihre Inhalte zu schützen mit dem grandiosen Widevine CDM. Die Regeln sind ganz einfach: Linux-Systeme kriegen grundsätzlich nur SD, weil sonst greifen diese komischen Open Source-Gestalten über gepatchte Grafiktreiber die entschlüsselten Inhalte ab. (Sollen doch froh sein dass wir Widevine überhaupt darauf portieren!!!) Alle anderen bekommen HD bei HDCP-kompatiblen Displays und 4K HDR vielleicht bei Vollmond wenn der Uranus vertikal zum Wassermann steht. Dank dieser Streamingdienste und Online-DRM war der BluRay-Kopierschutz nur eine lachhafte Zwischenstation auf einem widerwärtigen Irrweg zur totalen Entrechtung von Konsumenten.
Jetzt, wo dieser eine Streaming-Clown mit dem großen roten N so erfolgreich ist, kocht natürlich jedes Filmstudio gerne sein eigenes Süppchen. Gut so, denn jeder freut sich über Exklusivinhalte und schließt gerne ganz viele Abos ab, um die lobenswerte Content-Industrie zu unterstützen, die den Kunden mit solch erfreulicher Geschäftspraktiken den Hof macht. Unglücklicherweise zeigen unsere Beobachtungen, dass sich das Fußvolk jetzt Abos über Haushaltsgrenzen hinweg (!!!) teilt. Die werden auch immer gewiefter, wie konnte es nur dazu kommen, haben die etwa kein Geld für eigene Abos? Da müssen wir jetzt gegensteuern, Sie verstehen das sicher, bitte, bitte nicht kündigen, wir liefern doch ganz tolle Inhalte und so. Unsere Studien zeigen: auch diese Praktiken kurbeln keineswegs die illegalen Downloads an, denn die sind schließlich verboten.
Auf Kopierschutzmechanismen bei Software oder Spielen brauchen wir an dieser Stelle nicht weiter einzugehen, die machen das bereits alle sehr gut. Mit der Verbreitung des Internets kann man das Melkvieh jetzt sogar an einer noch viel kürzeren Leine halten, ein Traum. Wichtig: bitte meiden Sie unbedingt solche libertären Einzelkämpfer wie gog.com. Klicken Sie auf gar keinen Fall auf diesen Link!
FAZIT
Gute Maßnahmen zur Eindämmung von Raubmordkopien, aber ausbaufähig.
Außerdem: lebenslang für Content-Piraterie!
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[2] Mindestlaufzeit: eine Dekade.
Dein Artikel fasst das Elend sehr gut zusammen! Danke! 🙂 Ich musste oft lachen und irgendwie blieb es mir dann auch gleich wieder im Halse stecken… 😉