Eine neue Softwareversion muss auch mehr Ressourcen verbrauchen, so will es das Naturgesetz. Entwickler haben daran keine Schuld. Merke: kleine Softwarepakete wirken nicht professionell.

Nominiert für die diesjährigen Resource-Waste-Awards sind:

Windows 11. Ohne nennenswerte Verbesserungen sind nun 4GB anstatt 2GB RAM die Mindestanforderung, wie wir es noch von Windows 10 kennen. Außerdem 64GB HDD anstatt 32GB, TPM-Chip und neueste CPUs. Oh, pardon, natürlich gibt es nennenswerte Verbesserungen. Das neue Startmenü und die zentrierten Icons in der Taskleiste erklären alles. Bitte entschuldigen Sie die Nominierung [1].

Adobe Acrobat Reader. In etwa exakt 355MB bekommt man angezeigt, wenn man das neueste Setup des beliebten PDF-Readers auf die Goldwaage legt.

Citrix Workspace App. 650MB für den Offline-Installer einer Remote Desktop-Anwendung. Das haben wir der mitgelieferten Chromium-Engine zu verdanken, wofür auch immer die hier notwendig ist.

MeinVodafone-Android App. 133MB macht man gerne frei, um mit der Vodafone-App den Mobilfunk- oder Festnetzvertrag zu verwalten oder das Prepaid-Guthaben einzusehen. Denn Vodafone hat das, was sich die Verbraucher wünschen: Chatbot TOBi ist Dein digitaler Assistent für all Deine Fragen rund um Vodafone! Viel besser als echte Supportmitarbeiter [2].

SATO All-In-One Tool V2. Großartig: mit einem Abtropfgewicht von gerade einmal 213MB ermöglicht das Wundertool eine viel professionellere Konfigurationserfahrung von SATO-Labeldruckern als noch die vorherige Version mit gerade einmal 23MB. Tolle GUI-Animationen, die sich den UI-Guidelines des Betriebssystem entziehen, sind natürlich mit an Bord, yolo. Gerade bei solchen Tools ist Abwechslung von den tristen Dialogen des Betriebssystems wichtig.

Atlassian Companion App. Nur 119MB sind nötig für eine Electron-App, welche einen automatischen Up- und Download von Dateien aus dem Wiki-System Confluence via HTTP ermöglicht. Der unprofessionelle Python-Nachbau für Linux ist nicht mal 300 Zeilen lang. Würde man es via PyInstaller in ein statisches Binary inkl. Python-Runtime für Windows kompilieren wollen wären es auch nur ein paar MB. Da muss der Entwickler noch nachbessern!

Alle Angaben sind die gepackten Größen der jeweiligen Installer. Entpackt wird noch mehr Speicherplatz benötigt.

Und demnächst auf dem Mutterbrett: die TOP 10 der performantesten Webseiten inkl. Ranking der größten, noch parsbaren JS- und CSS-Dateien.


[1] Es ist schon gut, was Microsoft hier macht. Sonst wüssten wir Informatiker gar nicht, was wir den ganzen Tag tun sollen, ohne regelmäßig voll funktionsfähige Hardware wegen an den Haaren herbeigezogener Anforderungen der Software zu tauschen und zu verschrotten. Ebenso freut sich der Steuerzahler, welcher die Windows 11-Lizenzen und den Hardwaretausch in öffentlichen Einrichtungen finanzieren darf. Einfach schön. Randnotiz: wir sollten mal wieder Steuern erhöhen um Monopolisten auch weiterhin durchfüttern zu können.

[2] für den Geldbeutel des Unternehmens

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